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Die "Gedenkstätte 9.Juni 1945" in Deutschneudorf/Erzgebirge

ein Ort der Trauer und Erinnerung

 

Was jahrelang nur ein Plan war, wurde am 26.Juli 2003 in Deutschneudorf/ Sächsisches Erzgebirge Wirklichkeit: Dicht an der sächsisch- böhmischen Grenze wurde im Beisein von etwa 400 Komotauerinnen und Komotauern aus dem ganzen Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland die "Gedenkstätte 9. Juni 1945" eingeweiht.

Der Gedenkstein gründet auf einer Initiative des "Fördervereins Mittleres Erzgebirge- Komotauer Land e.V. im Heimatkreis Komotau und wurde ausschließlich durch Spendengelder finanziert.
Die Gedenkstätte wurde auf historischem Boden errichtet. Denn genau hier, wo es heute einen Rad- und Wanderweg von Sachsen hinüber in die Tschechische Republik und umgekehrt gibt, endete am 9. Juni 1945 der Todesmarsch von Tausenden Komotauer Männern zwischen 13 und 65 Jahren, ehe sie- nach drei Nächten, die sie hungernd und frierend und immer in Todesangst auf der Straße von Gebirgsneudorf verbrachten in den "Arbeitslagern" von Maltheuern bei Brüx (heute Most) verschwanden.
Darüber hinaus wurden zahlreiche deutsche Männer und Frauen im KZ "Glashütte" in Komotau gemartert und hingemordet. Auch ihnen ist diese Gedenkstätte gewidmet.
Fast zwei Tonnen wiegt der Gedenkstein aus erzgebirgischem Granit, der eine Bronzerelief trägt, das Adolf Sachs (früher Platten bei Komotau) geschaffen hat. Davor eine Granitstele wie eine Pult mit einer Gedenktafel.

Darauf steht:

"VERGASS DEI HAAMIT NET !" (Anton Günther).

ZUM GEDENKEN 

AN DIE VIELEN OPFER DES TODESMARSCHES DER KOMOTAUER DEUTSCHEN MÄNNER AM 9.JUNI 1945 VON KOMOTAU (jetzt Chomutov) ÜBER GEBIRGSNEUDORF (Jetzt  Nová ves v Horách) IN DIE TSCHECHISCHEN ZWANGSARBEITSLAGER IN MALTHEUERN ( jetzt Zaluži)

AN DIE TOTEN DES MASSAKERS AUF DEN JAHNSPIELPLÄTZEN IN KOMOTAU UND IM GANZEN BEZIRK;

 AN DIE GEMARTERTEN FRAUEN UND ZUR ZWANGSARBEIT VERSCHLEPPTEN FRAUEN UND MÄDCHEN, DIE ERMORDETEN DEUTSCHEN IM TSCHECHISCHEN KZ KOMOTAU- GLASHÜTTE UND ALLE OPFER DER VERTREIBUNG DER SUDETENDEUTSCHEN.

ERRICHTET AUS SPENDEN VIELER LANDSLEUTE UND FREUNDE VOM FÖRDERVEREIN MITTLERES ERZGEBIRGE- KOMOTAUER LAND e.V. IM HEIMATKREIS KOMOTAU (JUNI 2003)

 

Eine äußerst einfühlsame Interpretation zum Relief auf dem Gedenkstein verdanken wir unserem Heimatpfarrer Karl Brünnler, geboren in Komotau.

Das Relief bringt ihn auf folgende Gedanken und Zusammenhänge:

" Hat das Relief an jenem Gedenkstein nicht Ähnlichkeit mit einer Kreuzwegstation, die wir aus unseren Kirchen kennen ? - Es zeigt eine Gruppe von Männern unterschiedlichen Alters- vom 13jährigen Jungen bis zum bärtigen Greis- wie sie sich vor den furchtbaren Schlägen ihrer haßerfüllten Bewacher zu wehren versuchen. Der eine hält schützend die Hände über den Kopf, der Älteste ist bereits unter den Schlägen zusammengebrochen und hockt aufstützend auf dem Erdboden. - Sieht dieser Mann nicht aus wie Christus, der unter der Last des Kreuzes und den Schlägen der Soldaten gestürzt ist ? -

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Ein Dritter ergreift den Arm seines Vordermannes, um ihn aufrecht zu halten. Die ergreifende Szene zeigt den ersten in der Reihe, wie er selbst schon am Zusammenbrechen ist, aber dabei ein Kind, das sich an ihn klammert, vor den Schlägen schützt.

Das erstaunlichste aber ist, daß auf diesem Bild nur die Opfer, nur die unbarmherzig niedergeschlagenen Menschen zu sehen sind. Die schlagenden Täter sind nicht dargestellt, aber sie werden mitgesehen. Die sich verzweifelt wehrende Männergruppe läßt vor dem geistigen Auge des Betrachters auch die haßerfüllten Peiniger erscheinen. Wir dürfen dieses Kunstwerk auch als ein christliches Bildnis ansehen. Die schmerzerregende Darstellung dieser leidenden Männer des Komotauer Todesmarsches schreit die Klage in die Welt, daß es den verblendeten Haß unter den Menschen gibt, der anscheinend nicht auszurotten ist. Daß dieser Haß noch lange nach der Besiegelung des Kriegsendes sich über Millionen Sudetendeutsche ergoß, darf sicherlich nicht verschwiegen werden. Das sagen die auf dem Gedenkstein dargestellten Gepeinigten.

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Daß dieser Haß  aber nicht bleiben darf, sagen die Inschriften unserer Denkmäler: "Daß niemals mehr der Haß das Denken und Tun beherrscht", so steht es auf dem Obelisken in Natschung." Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluß ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat, so heißt es in der "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" aus dem Jahre 1950. Es ist heute wieder notwendig, diese Eidesworte zu zitieren, um einem tendenziösen und unbelehrbaren Zeitgeist entgegen zu treten. Dieser Zeitgeist versucht bekanntlich in der jüngsten Zeit eine Politikerin, die sich für Gerechtigkeit an den Heimatvertriebenen einsetzt, mundtod zu machen.
Auf unserem Denkmal sind also nur die Opfer zu sehen. Die Peiniger sind in das Unsichtbare zurückgetreten. Mit den Augen des Glaubens können wir sagen: Sie sind nicht zu sehen, weil sie vor die Schranken das göttlichen Gerichtes treten mußten. Unseren Blicken entzogen, mußten sie sich dem Blick des göttlichen Richters unterziehen. Darum haben wir kein Recht, über sie ein Urteil zu sprechen. Das Einzige aber, das wir aber sprechen dürfen und sprechen sollen, ist das Wort Jesu am Kreuz: "Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Der Förderverein sorgt dafür, daß- mit Hilfe eines ortsansässigen Gärtners- die Gedenkstätte gepflegt und würdig erhalten wird.
In der Zeit seit der Einweihung haben schon viele Komotauerinnen und Komotauer die Gedenkstätte besucht, still der Heimat und der Toten gedacht, Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet.
Aber auch Nicht- Vertriebene, Wanderer durch das Erzgebirge, halten hier an, lesen die Gedenktafel. Und oft fällt der Satz: "Das habe ich alles nicht gewußt..."

 Orgelfassung der Ode an den 9. Juni

Einweihungsfeier

Die Gedenkfeiern im Laufe der Jahre