Quinau, Märchen im Erzgebirge (nach einem Aquarell
von Karl Heinz Wagner) |
Wallfahrt nach Quinau
Eine
Tradition über Jahrhunderte ist wieder im Gange |
Mitten im Erzgebirge, etwa
sechseinhalb Kilometer nördlich der Kreisstadt Komotau, liegt, wie ein Märchen mitten in
der Landschaft, der Marienwallfahrtsort Quinau. Es hat nicht den Bekanntheitsgrad
von Maria Kulm im Egerland oder Mariaschein, dem Sitz des bischöflichen Priesterseminars
bei Graupen. Trotzdem zog Quinau vor der Vertreibung zur Wallfahrerzeit sehr viele
gläubige Christen an, welche zur Verehrung der Gottesmutter von weither wallfahrteten. |
|
Lassen wir zunächst den Chronisten sprechen: Es begann im 14. Jahrhundert. Die Legende erzählt, daß ein Schafhirte namens Josef Zein die Tiere seines Herrn an der Stelle hütete, an der heute die Wallfahrtskirche steht. Der Knabe stieß einmal einen Fluch aus Unwillen über sein Vieh aus. Da ertönte aus dem nahen Gebüsch eine Stimme: "Josef, unterlasse deinen Zorn, du beleidigst meinen Sohn Jesus." Erschrocken wandte er sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Und er erblickte ein Marienbild in einer Felsennische. Josef bat um Verzeihung. Dann baute er ein Kapellchen um das Marienbild, bei dem er täglich seine Andacht verrichtete. |
Der Hochaltar während der Wallfahrerzeit |
Die heutige Madonna |
Dieses Heiligenbildchen fand sich in allen unseren Gebetbüchern |
Der Bauer, bei dem der Hirtenknabe beschäftigt war, nahm das Marienbild mit in sein Haus und legte es in eine Schublade. Doch tags darauf war es verschwunden. Nach längerem Suchen fand man es an der ursprünglichen Stelle in der Felsennische wieder. Dieses Ereignis wiederholte sich mehrfach. Man wollte im Dorfe ein Kapelle bauen. Doch über Nacht war das Baumaterial sich oben am Berge wieder. Dies wiederholte sich mehrmals. Die Gläubigen sahen darin schließlich einen Fingerzeig Gottes, dass die hl Jungfrau oben am Berg den Kapellenbau wünschte. Mit Erlaubnis des Grundstücksbesitzers, Graf Gallus Babelus von Lobkowitz, wurde schließlich die Kapelle oben am Hügel gebaut. | |
Ende des 16. Jahrhunderts
feierte man das erste Messopfer in der kleinen Kirche. Da geschah auch schon das erste
Wunder. Ein Blinder erlangte seine Sehkraft zurück. Daraufhin wurde die Kirche zum
Wallfahrtsort. Die Marienfigur erhielt in der Wallfahrtszeit ihren Platz am Hochaltar.
Nach der Messe stand sie dann zur Verehrung auf der Kommunionbank. Die Gläubigen
berührten ihr Festgewand und spendeten einen Obolus. |
|
1674 wurde die Kapelle um das Kirchenschiff erweitert und eine Orgel angeschafft. Zehn Jahre später baute man den schönen barocken Turm an. Danach folgte eine Außentreppe, die von den Gläubigen den Namen "Rosenkranztreppe" erhielt. Diesen Namen hat sie heute noch. Die Anzahl der fünfzig Stufen entsprechen genau einem Rosenkranz. | |
So zogen die Wallfahrer
singend und betend die Treppe hinauf zu Maria von Quinau. Jede Prozession umrundete
dreimal die Kirche und zog dann in die Kirche. An den Wallfahrtssonntagen, den drei ersten
im Juli, hielt meist der Pfarrer von der Außenkanzel, hinter der Kirche, seine
"Bergpredigt". Ein Außenkapellchen war überladen mit Votivgaben. Am meisten
war der gerahmte Spruch "Maria hat geholfen" zu sehen, mit einer Danksagung für
Linderung oder Heilung eines bestimmten Leidens. Dutzende von brennenden Kerzen ließen
die Temperatur im Sommer stark ansteigen und machten in dem kleinen Raum das Atmen schwer. |
|
Die Prozession führte immer
die Muttergottes- Figur der heimischen Kirche mit. Die Figur sollte die Kraft der Mutter
von Quinau mit nach Hause nehmen. Am Fels hinter der Kirche stand in einer Nische eine
weitere Marienfigur. Dort entspringt auch eine Quelle. Die Gläubigen füllten das Wasser
in mitgebrachte Flaschen für zu Hause ab. Die Mutter wusch mit dem Wasser den Kindern die
Augen aus. Das sollte vor Augenkrankheiten schützen. |
|
Als älteste Wallfahrer sind Prozessionen aus Eidlitz, Krima, aus Sonnenberg, Weipert, Platz, Preßnitz, Schmiedeberg, Görkau, Brunnersdorf und natürlich aus der Kreisstadt Komotau bekannt. |
|
|
|
Am 12.7.2009 fand am Vormittag der Wallfahrtsgottesdienst mit dem Bischof von Leitmeritz, Msgr. Jan Baxant statt. Ortsobmann Mürling, Bayreuth war anwesend. Er begrüßte den Bischof an der Rosenkranztreppe. Excellenz spricht sehr gut deutsch. Besonders fiel Mürling die Begegnungsfreude mit seinen Gläubigen auf. Der Bischof hatte für jeden,mit dem er redete, ein freundliches Wort.Im feierlichen Pontifikalamt konzelebrierten vier Pfarrer der Diözese Leitmeritz. Msgr. Baxant begrüßte die anwesenden deutschen Wallfahrer in unserer Sprache. Auch während seiner tschechischen Predigt sprach der Bischof einige deutsche Sätze. Er erwähnte den Silbererz- Bergbau des Erzgebirges. Den Segen erteilte der Bischof dann mit der Madonnenfigur. Anschließend wurde die Madonna für die Gläubigen zur Verehrung aufgestellt. Ein jeder ging zu Madonna und trug seine persönlichen Bitten vor. |
Sehen Sie nun Bilder dieses denkwürdigen Tages: |
Bischof Msgr. Jan Baxant von Leitmeritz |
|
Verehrung der Madonna |
Die Kirche befindet sich in einem
kritischen Zustand |