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Heinrichsdorf

(Jindrichov Ves)

 

Gertrud Marr hat das von ihr betreute Dorf Heinrichsdorf so beschrieben, wie es bis bis zur Zeit der Vertreibung bestand. Zusammen mit dem 1. Ortsbetreuer von Heinrichsdorf Franz Seifert hat sie die Chronik des Ortes mit viel Sachverstand verfaßt. Der Heimatkreis Komotau dankt Ihnen, liebe Frau Marr, sehr herzlich für diese hervorragende Arbeit.

Heinrichsdorf liegt südöstlich von Natschung auf einer mäßigen Anhöhe, dem Steinberg. Dieser liegt auf 760 m Seehöhe, 18 km nordwestlich von Komotau an der sächsischen Grenze. Heinrichsdorf und Natschung waren ab 1887 eine Gemeinde.

Das Dorf war von riesigen Wäldern umgeben und nur hin zu Natschung offen. Die Gemeinde bestand aus einem Areal von 1236 ha Wald, dessen Besitzer die Fürsten Hohenlohe- Langenburg der Domäne Rothenhaus waren. Durch Heinrichsdorf floß der Mühlbach, der Steinbach und es gab den Mannteich. Die Wasserversorgng war durch den Goldbrunnen gesichert. Das Dorf bestand aus zwei parallel verlaufenden Häuserreihen, Ober- und Niederheinrichsdorf. als Kolonie aus Köhlern und Waldarbeitern, durch Freiherr Heinrich von Rottenhan. Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Blüte der Heimindustrie, als Nagel-, sowie die Spielzeugfertigung aus Blech und Holz.

Im Erzgebirge wird geklöppelt

 

Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Bevölkerung 1640 durch Plünderung, im  siebenjährigen Krieg und beim Rückzug Napoleons und der russischen Armee zu leiden.

Im Jahre 1900 bestand Heinrichsdorf aus 52 Häusern mit 583 Einwohnern. Im Jahre 1939 waren es nur noch 67 HÄuser und ca. 280 Einwohner, infolge der Abwanderung in die Städte wegen der Arbeitslosigkeit. Die Bevölkerung war überwiegend deutsch und katholisch. Man ging nach Kallich in die Kirche und nach Natschung in die Schule. Die ärztliche Versorgung oblag bis zum 1. Weltkrieg den Ärzten in Kallich, danach dem Sanitätsdistrikt Platten. Die Post wurde aus Natschung zugestellt.

1892 erbaute man in Heinrichsdorf eine der "Muttergottes" geweihte Kapelle.

Auf dem Wege nach Platten stand die sagenumwobene "Mutter Anna Säule". Ihr ist nachstehende Geschichte gewidmet.

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Mutter Anna Säule im Winter 1937

Vor vielen Jahren ging ein Fleischer aus Sachsen mit seinem Hund von Platten nach Kienhaid. Plötzlich brachen aus dem Dickicht drei Männer hervor, um ihn zu berauben. Über ihre Aufforderung, das Geld herauszugeben, warf er die Brieftasche zur Erde. Wie sich der eine Räuber danach bücken wollte, sprang ihn der große Hund an den Hals und warf ihn zu Boden. Der Fleischer hob nun rasch seinen Knotenstock und drang auf die anderen beiden Räuber ein. Der eine von ihnen entfloh, den anderen schlug er nieder. Dann ergriff er selbst die Flucht. Wie erstaunte er jedoch, als ihm der Hund seine Geldtasche nachbrachte. Dies geschah am 26.Juli, dem Feste der heiligen Anna. Zum Andenken an die glückliche Errettung aus Räuberhand ließ der Fleischer im Jahre 1623 die Annasäule errichten.

An Vereinen gab es seit 1869 in Heinrichsdorf den Arbeiter Krankenunterstützungs- und Beerdigungsverein, 1897 Schullehrerverein H+N, 1908 Arbeiterturnverein "Vorwärts", 1909 Spar und Darlehenskassenverein, 2 Musikkapellen, die Organisation der Land und Forstarbeiter N+H, 1924 Viehversicherungsverein, 1918 Bund der Deutschen in Böhmen N+H, 1923 Arbeiter Radfahrverein "All Frei", 1923 Sozialistische Jugend "Die Falken", 1926 Arbeitersamariterkolonne N+H, 1931 Freiwillige Feuerwehr.

Im 1. Weltkrieg waren 27 Tote und im 2. Weltkrieg 40 Tote zu beklagen. Alfons Richter wurde im Juli 1945 von Partisanen erschossen. Franz Reichmann ermordeten die Tschechen in Brünn.

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Der heilige Josef mit zwei Engeln in der Kapelle von Heinrichsdorf

August 1946 erfolgte der erste Abtransport der deutschen Bevölkerung aus Heinrichsdorf die letzten Deutschen wurden am 8.10.1948 aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. 5 Landsleute blieben zurück. 22 Häuser wurden nach dem Kriege zerstört.

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Heinrichsdorf in den 30 er Jahren: Es zeigt die Ortsmitte mit der Kapelle zu Ehren der Muttergottes. Rechts, die Hausnummer 22 war die Schule mit Finanzwache.

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Die Ortsmitte von Heinrichsdorf vom Glashübel aus gesehen.

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Heinrichsdorf: Das obere Dorf.

 

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Heinrichsdorf: Das niedere Dorf. Hier wurden in der gleichen Zeit von der rechten Häuserreihe 7 Gebäude geschleift, im übrigen Ort noch weitere 15 unbewohnte Häuser. Im Vordergrund der "Mannteich", das ehemalige "Schwimmbad" von Heinrichsdorf.

Die Gefallenen von Heinrichsdorf

Ortsplan

Hausbesitzer + Hausnamen

Der Gedenk- Obelisk bei Rübenau

Der Förster Gedenkstein

Ortsbetreuer: