waldtheater11.jpg (83213 Byte)

Das Waldtheater "Thalia"

auszugsweise von Gerhard Steiner, unter Verwendung der Komotauer Zeitung 10/ 1992

und eigene Ergänzungen

Lied: Jetzt kommen die lustigen Tage

Die  "Thalia" war eine Schöpfung von Idealisten aller Komotauer Berufsgruppen: Kaufleute, Beamte, Angestellte und Arbeiter. Sie scheuten keine Mühen, indem sie die erforderlichen Bauarbeiten selbst ausführten.

Schon 1914 gab es die "Deutsche Liebhaberbühne Thalia". Sie spielte im Saal des Hotels "Arlt" (später "Weimar", Richard Wagner Str./ Ecke Goetheplatz). Die Gründer waren Spediteur Emil Weinert, Kaufmann Tscharschler und andere. Gespielt wurde "Am Lagerkeller", in den Parksälen, sowie auf Kleinbühnen in den verschiedensten Orten des Bezirkes.

Hans Haubl sen. machte dann nach dem Ersten Weltkrieg (1921) den Vorschlag, eine Freilichtbühne zu gründen. Als Platz wurde der Hüttenbusch ausgesucht. Im Frühjahr 1922 ging es an die Arbeit. Die Bühne mußte erbaut werden; der Chronist berichtet, daß bis zu sechs Meter hohe Hügel abzutragen waren. Diese waren Abraum vom einstigen Alaunbergwerk. Wege wurden angelegt. So schuf man von der Pirkner Straße herab einen Weg mit vielen Stiegen. Sitzplätze wurden geschaffen, in besten Zeiten bis zu eintausend. Verkaufsbuden wurden errichtet. Schließlich zierte die Bühne ein einstöckiges Haus für den Theaterdiener und für Umkleidekabinen der Schauspieler.

waldtheater12.jpg (60540 Byte)

Hüttenbusch: Neben dem Stadtpark Oase der Ruhe für die Städter

Die Bühnentechnik mit vielen,vielen Glühbirnen und Scheinwerfern waren erforderlich. In Verbindung mit dem Sternenhimmel gab es natürliche "Glühwürmchen "- Lichteffekte, die der Zuschauer nie vergißt ! Eingerahmt war das Freilichttheater von herrlichem Birken,- Kiefern- und Eichenwald ! Die Natur demonstrierte sich mit mächtigen Mückenschwärmen, die Akteure und Zuschauer peinigten. Im Mai war es manchmal besonders interessant: Schwärme von Maikäfern, vom Licht angelockt, umrahmten und unterstützten das Bühnengeschehen.

Von Mai bis Juni 1922 wurde gehämmert, gesägt, geschaufelt, gehackt und gepflanzt. Ende Juni war es dann soweit: Als Eröffnungvorstellung lief  "Im weißen Rössl am Wolfgangsee" über die Bühne. Die erste Vorstellung war ein voller Erfolg. Dabei gab es bei der Premiere Regen, Regen, aber eine ausverkaufte Vorführung.

Im Laufe der Jahre gab es viele Veränderungen . Auch Verbesserungen folgten.. Im Jahre 1932/33 war der "Zigeunerbaron" auf dem Programm. Auf der Bühne agierten Kutschen, Reiter, Esel, Ziegen, Hunde und- Schweine. Bei den Schauspielen spielte in den Pausen die Kapelle Strunz. Eine Würstelbude, Bier- und Limonadenausschank sorgten für Erlabung. Für Kinder gab es einen Aufbewahrungsort mit Märchenspielen - es war eben alles da.

Die Finanzlage entspannte sich und es wurden sogar Überschüsse erzielt. Davon schaffte man neue Kostüme und um 1.300 Kronen eine Bepflanzung aus exotischen Sträuchern und Bäumen an. 65 Fuhren Muttererde wurden angefahren. und vor allen Wasser. Um dem abzuhelfen, bohrte man einen 13 Meter tiefen Brunnen und schaffte für 1.400 Kronen eine Wasserpumpe an. Dann kam das niederschmetternde Ergebnis einer Wasseranalyse aus Prag: das Wasser war weder zum Kochen, noch zum Trinken oder zum Gießen geeignet. Der Alaunsee war ja ganz in der Nähe. So  konnte man die Elemente Eisen, Schwefel, Phosphor, und Alaun in beachtlichen Mengen nachweisen.

waldtheater13.jpg (21162 Byte)

Rolf Bittmann

waldtheater02.jpg (44457 Byte)

Ensemble zu den Jedermann- Festspielen (1935)

waldtheater01.jpg (39745 Byte)

Szenenfoto aus "Jedermann". Rolf Bittmann als "Der Teufel"

Auf der Bühne reihte sich aber Erfolg an Erfolg: Einer der größten war die Schlagerrevue "Rund um den Hutberg", in zwanzig Bildern mit Spiel, Humor, Tanz und Musik. (Einzelheiten sind hierüber  leider nicht mehr bekannt.) Aufgeführt wurden außerdem : "Die Räuber", "Wilhelm Tell" , "Hoheit tanzt Walzer", " Die Försterchristl", "Lumpazi Vagabundus", "Anton zieh die Bremse an", " Der Vetter aus Dingsda", " Der Pfarrer von Kirchfeld", und vieles andere mehr.

Im Jahre 1935 wurde der "Jedermann" aufgeführt. Mehr darüber mögen Sie, verehrte Surfer, in unserem              Jahrbuch Nr. 13 lesen. Auch ein Passionsspiel wurde aufgeführt.

waldtheater03.jpg (40629 Byte)

Das Passionsspiel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Kreise der Darsteller sind zu nennen: Emil Weinert, Rolf Bittmann, Fritz Foitschek, Olly Melzer, Josef Bachmann, Haubl Hilde und Gretl, Weiß Mathilde (Thilde), Schönherr Anni, Frau Weißenbilder, Thierfeld, Glaser, Herma Stieber, Toni Heinrich und viele andere mehr.

Das "Thalia" besteht , wie so vieles andere, heute nicht mehr.